Leitbild

Die Offene Schule Bern orientiert sich an folgenden Leitgedanken:

Würde
Die Würde des Menschen ist unantastbar. Würde und Wertschätzung müssen allen Menschen entgegengebracht werden.  Aspekte davon sind das Recht auf Bildung und das Recht auf die Entfaltung der Persönlichkeit.

Beziehung
«Der Mensch wird am du zum ich» (Martin Buber). Lernen und Entwicklung geschieht immer in Beziehung- zu sich, den anderen und der Umwelt. Die Kinder und Jugendlichen sollen sich in tätiger Auseinandersetzung dabei autonom und interdependent erleben. «Beziehung kommt vor Erziehung – ohne Beziehung geht nichts» (Remo Largo). Die drei Grundhaltungen von Carl Rogers, «bedingungslose Wertschätzung», «Empathie» und «Kongruenz», sind uns ein zentrales Anliegen.

Vertrauen
«Sobald wir lernen, uns selbst zu vertrauen, fangen wir an zu leben» (Johann Wolfgang von Goethe). Kinder und Jugendliche wollen lernen. Darauf vertrauen wir. Es braucht dazu eine Atmosphäre des Vertrauens, ohne Vertrauen kein Selbstvertrauen – und umgekehrt.

Freiheit und Verantwortung
«Lernen in Freiheit» (Carl Rogers). Die Schülerinnen und Schüler sollen ihr Potenzial erkennen, ihre Einflussmöglichkeiten wahrnehmen und realisieren, dass sie für ihr eigenes Lernen überwiegend selbst verantwortlich sind.
Um die Verantwortung für das eigene Lernen übernehmen zu können, braucht es die freie Entscheidung. Diese freie Entscheidung geschieht innerhalb bedingender innerer und äusserer Grenzen. Erweiterung dieser Grenzen ist möglich (Ruth C. Cohn: 3. Axiom, Themenzentrierte Interaktion, TZI).

Vielfalt und Individualität
Die Unterschiedlichkeit und Individualität der Schülerinnen und Schüler wird von uns als Chance und Realität für das Lernen und das Zusammenleben gesehen.
 

Didaktische Grundsätze

Die aktuellen neurobiologischen Erkenntnisse stützen eine konstruktivistische oder co-konstruktivistische Lerntheorie. Übergeordnet orientieren wir uns deshalb an den von Carl Rogers formulierten 10 Lernprinzipien, die sowohl Voraussetzungen als auch Bedingungen erfolgreichen Lernens umfassen:

  1. Menschliche Wesen haben die natürliche Gabe zu lernen.
  2. Signifikant findet Lernen vor allem dann statt, wenn der Lerninhalt vom Schüler für die eigenen Absichten als wichtig eingestuft wird. Wenn das Individuum ein Ziel vor Augen hat und das gebotene Material für sich selbst als relevant zum Erreichen des Ziels einordnet, geht der Lernprozess äußerst schnell vonstatten.
  3. Lernprozesse, die in der eigenen Wahrnehmung eine Veränderung des eigenen Selbst beinhalten, werden als bedrohlich eingestuft und häufig abgewehrt.
  4. Jene Lernerfahrungen, welche für das Selbst(-bild) bedrohlich wirken, werden dann leichter wahrgenommen, angenommen und verarbeitet, wenn es kaum äussere Bedrohungen gibt.
  5. Wenn es wenig Gefahren für das eigene Selbst gibt, können Erfahrungen in unterschiedlichen Facetten wahrgenommen werden und der Lernprozess kann voranschreiten.
  6. Sehr verankert sind Lernerfahrungen, wenn sie durch Handlungen angeeignet wurden.
  7. Gefördert und erleichtert wird ein Lernprozess dann, wenn ein Schüler (selbst-) verantwortlich daran teilnimmt.
  8. Selbst gewähltes Lernen, das die Person als Ganzes erfordert, also sowohl Emotionen als auch Intellekt, erzeugt die durchdringendsten und nachhaltigsten Lernerfahrungen.
  9. Unabhängigkeit, Kreativität, und Selbstvertrauen werden dann erleichtert und gefördert, wenn Selbstkritik und Selbsteinschätzung von entscheidender und die Beurteilung durch andere von zweitrangiger Bedeutung sind.
  10. Den grössten sozialen Nutzen in der modernen Welt erbringt das Erlernen von Lernprozessen als solche, eine anhaltende Offenheit Veränderungen zu erfahren und in das eigene Selbstbild zu integrieren.